Da scrolle ich durch mein Instagram und entdecke ein Zitat von Sarah Wagenknecht auf der Seite des Tagesspiegels. Sofort stellen sich bei der Aussage „Der Konsument kann das Klima nicht retten. Das können nur Politik und Wirtschaft“ meine Nackenhaare nach oben. Ich möchte euch meine Sicht der Dinge nun schildern und orientiere mich dabei an öffentlichen Themenpapieren der Linken Fraktion. Für die Gegenüberstellung habe ich andere Statistiken und Praxisforschungen zum Klimaschutz herausgearbeitet.
Das wohl allen bekannte System der freien Marktwirtschaft beruht auf Angebot und Nachfrage, die vom Konsumenten bestimmt wird. In Berlin ist zum Beispiel eine hohe Nachfrage an veganen Lebensmitteln vorhanden und somit gibt es ein unzähliges Angebot. Die Bio-Läden ersetzen den Billigwarendiscounter, die Hafermilch die Kuhmilch im Coffee Shop und der vegane Vietnamese die fleischlastigen Restaurants.
Die Linke schreibt nun in ihrem Klimaschutz-Themenpapier, dass vor allem die Armen unter den sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Klimawandels leiden, jedoch am wenigsten zum Klimawandel beigetragen haben. Sicherlich ist die Aussage nicht falsch, dass ärmere Leute oft in Einflugschneisen oder an mehrspurigen Straßen wohnen. Leiden sie dann jedoch unter dem Klimawandel oder der Politik? Wenn wir nämlich in den Kühlschrank ärmerer Leute schauen, dann finden wir oft Lebensmittel, die einen großen Teil am Klimawandel beitragen: billiges Fleisch, Milchprodukte, Fertiggerichte. Der Konsum ist also auf jeden Fall entscheidend und liegt in unserer Verantwortung.
Aus einem Spiegelartikel entnehme ich, dass ein durchschnittlicher Bewohner eines Entwicklungslandes laut FAO 2006 30,7 Kilo Fleisch konsumierte und 2012 schon 32,7 Kilo. In den Industrieländern im gleichen Zeitraum ist der Konsum von 81 auf 79 pro Kopf gesunken. Fleisch ist nicht mehr teuer und findet sich mittlerweile gerade in Kühlschränken jener Haushälte wieder, wo das Einkommen geringer ausfällt. Ein Salamibrot am Morgen, gefolgt von einer Currywurst oder einem Döner zum Mittag sowie einer Gulaschsuppe, einem Toasty oder einer Hackfleischsoße zu den Nudeln am Abend. Die Nachfrage der Konsumenten ist da, diese bestimmt die Wirtschaft und diese die Politik.
Durch den Lobbyismus sind gerade die Parteien daran interessiert, dass die Wirtschaft fließt. Die Interessen des Einzelnen können meist keine Maxime darstellen, doch zu oft ergeben sich hieraus die Floskeln der Politiker und Repräsentanten einer Partei.
Was ich damit sagen möchte ist, dass ich Frau Wagenknecht auf jeden Fall widerspreche und dass die Klimadebatte nicht nur am Flughafen oder beim Kohleausstieg stattfinden darf, sondern vor allem im Alltag, bei der Bildung und im Kühlschrank jeder Gesellschaftsschicht. Vielleicht muss man das ganze Thema einfach auf die individuelle Ebene bringen und für jeden zugänglich machen, um die Eigenverantwortung zu fördern, statt die Schuld und Lösung wieder nur auf höhere Instanzen wie die Politik und Wirtschaft zu schieben.
Um nochmal auf Wagenknechts Zitat zurückzukommen: Der Klimawandel ist keine Frage von Arm oder Reich. Wir alle, die Armen und Reichen und die vielen Menschen dazwischen, tragen zum Klimawandel bei und leiden letzten Endes gleichermaßen darunter, bzw. werden in der Zukunft noch viel mehr leiden, solange wir nicht alle umdenken und entsprechend handeln. Natürlich ist das eine vorrangige Aufgabe für Politik und Wirtschaft, aber auch jeder einzelne Mensch ist gefordert, seine Lebensweise in Eigenverantwortung zu verändern zum Schutz des Planeten und allem Lebens darauf.
Neben dem Kühlschrank können wir genauso gut in den Kleiderschrank jeglicher Einkommensschichten schauen. Der Winter wird immer kälter und nur zu gern greifen wir Frauen nun zu Strumpfhosen, um trotzdem Röcke und Kleider tragen zu können. Doch auch Socken gehören schon so selbstverständlich zum Alltag, dass sich kaum einer Gedanken über diese Kleidungsstücke macht oder diese gar hinterfragt.
Doch auch hier kann man sich für den schnellen, weniger nachhaltigen Weg entscheiden oder bewusst konsumieren.
Die Strumpfhose, die ich auf den Fotos trage, kommt aus Schweden und besteht aus alten Materialen. Linn Frisinger and Nadja Forsberg, die Swedish Stockings Gründerinnen, wollen die Industrie beeinflussen und mit Upcycling und harmlosen Produktionswegen den Strumpfwarenkonsum revolutionieren. Recycling wird bei Swedish Stockings groß geschrieben. Mehr könnt ihr HIER über das Label erfahren.
Aber auch meinen Artikel gilt es bewusst zu konsumieren und auch hier reflektiert über die Message nachzudenken. Dieser Artikel hilft, um das Thema Nachhaltigkeit noch besser greifen zu können: Nachhaltige Mode darf kein Trend sein.
Liebe Kim,
dein Artikel spricht mich so sehr an. Ich bin auch der Meinung, dass die Eigenverantwortung der Menschen gefördert werden muss und das ist eine Frage der Bildung und Bewusstwerdung und nicht von Arm und Reich. Es ist ehrenwert, die Unterprilegierten unterstützen zu wollen, aber bei dem Zitat werden die “Armen” in einer Opferrolle festgehalten und entmündigt. Als ob man für sie denken und handeln müsste, statt sie an ihre Verantwortung zu erinnern.
Es geht uns übrigens alle an, unsere Bequemlichkeit und liebgewordenen Gewohnheiten loszulassen, umzudenken und entsprechend zu handeln. Toll, wie du das Thema immer wieder aufnimmst, ob es um Ernährung, Mode oder Politik geht. Auch diese Swedish Stockings passen da genau zum Thema. Danke für diesen Beitrag!
Lory
Es tut einfach immer wieder gut, liebe Kim, deine Beiträge zu lesen. Ich habe übrigens durch deine Artikel angefangen, auf das Essen von Fleisch zu verzichten. Ich habe lange gedacht, dass ich mir dies und das nicht leisten kann, wenn ich anfange, die Waren wie zB Joghurt im Glas zu kaufen. Aber es geht, denn ich konsumiere nun bewusster, esse bewusster. Greife nicht bei jedem Heißhunger in den Kühlschrank und nehme mir einfach etwas heraus. Ich merke wie wenig ich, mein Körper eigentlich benötigt. Das muss in den Köpfen der Menschen ankommen und ich bin dankbar, dass du uns hier auf einen ganz tollen, umsichtigen Weg mitnimmst.
Hi Kim,
toll, dass du auch politisch Stellung beziehst. Ich meine, dass sowohl Sahra Wagenknechts als auch deine Position ihre Berechtigung hat. Bei der Bekämpfung des Klimawandels handelt es sich nicht um ein Entweder-oder, sondern um ein Sowohl-als auch. Politik und Wirtschaft sind gefordert, aber auch jeder einzelne von uns muss tätig werden und kann das auch leisten. Beispiele gibt es genug und auch du trägst viel zur Sensibilisierung bei in deinen Beiträgen. Die Prozesse bedingen sich gegenseitig, daher ist alles, was jeder von uns tut, von Bedeutung und hat Auswirkungen auf andere Individuen und nicht zuletzt auf die Politik. Aber auch und gerade die muss tätig werden.
Mach weiter mit deinen eindrucksvollen Artikeln, Kim!
Love your blog and your mindset,
Cheryl
Danke, liebe Kim. Diese Informationen weiterzugeben und zu unterstreichen ist eine spannende Aufgabe. In dem Moment, wo Menschen etwas ursprüngliches ausprobieren, geht uns meistens im Herzen ein Licht auf. Gemüse aus dem Bioladen schmeckt intensiver, und doch ist diese Erfahrung kein Garant dafür, dass wir Menschen unser Verhalten ändern. Manchmal sind wir derart in unseren Gewohnheiten verstrick, dass es etwas unheimlich auf mich wirkt, warum ich etwas tue, obwohl ich es besser weiss. Ich kann und darf diese Verantwortung nicht an die Politik und Wirtschaft geben. Ich kann Eigenverantwortung übernehmen und aus der üblichen Komfort Zone raus. Unüblich ist die Pflicht, zu überprüfen ob etwas wirklich “bio” oder “hochwertig” oder “fair produziert” ist, nur weil es teurer ist. Danke für Dein Teilen.