Heute bin ich einfach mal ganz ehrlich zu euch, denn manchmal fällt mir das Bloggen gar nicht so leicht. Warum? Weil ich mich oft hin und her gerissen fühle zwischen journalistisch wertvoller Arbeit mit reflektierten Texten, sehr persönlichen Einblicken, die authentisch und aus meinem eigentlichen Privatleben sind und den Anzeigen, Produktplatzierungen, da ich den Blog und Content mit Werbeeinnahmen finanzieren kann.
Neulich sagte mir eine Freundin: „Oh Kimy, ich bin so froh, dass ich dich persönlich kenne, denn von Außen betrachtet, habe ich immer das Gefühl, dass du dein Leben so krass im Griff, alles unter Kontrolle hast und immer knallhart ablieferst. Dich persönlich zu kennen macht dich so sympathisch und mir das Leben einfacher, dass eben nicht alles perfekt abläuft, jedem Fehler passieren und das okay ist.“
Dieser Kommentar zu meiner Person, hat mich nachdenklich gemacht und mich ermutigt euch meinen eher weichen Kern zu der harten und vermeintlich perfekten Schale vorzustellen. Auch wenn man sich so verletzlich zeigt, vielleicht eine Angriffsfläche bietet oder die Gefahr besteht, nicht ganz so professionell zu wirken. Ich versuche immer alles unter Kontrolle zu habe und stoße dabei oft an meine Grenzen. Es tut gut diese Erfahrungen und Momente zu teilen, denn wir sind nicht alleine und alle an einem gewissen Punkt Alltagstrottel. Geht es euch auch manchmal so, dass eigentlich alles okay ist, aber ihr das Gefühl habt, dass euch das Leben über den Kopf wächst?
Vom Bloggen leben zu dürfen ist ein unglaublich tolles Leben. Man darf viel sehen, erleben, kann viel reisen und sich seine Zeit selber einteilen. Trotzdem steckt so viel mehr hinter dem Beruf und ihr seht davon die schönen Seiten, die Empfehlungen und die emotionalen Texte, in denen wir euch unsere Erkenntnisse mitteilen und Tipps geben, wie ihr es besser machen könnt. Kaum einer schreibt wirklich über die Phasen, in denen das Kartenhaus zusammenbricht und keine Lösung in Sicht ist.
Wenn zum Beispiel die Technik einem einen Strich durch die Rechnung macht und alle Bilder der letzten Reisen nicht wieder hergestellt werden können, wenn nach der fancy Pressereise im fünf Sterne Hotel ein Brief vom Finanzamt im Briefkasten liegt und eine sofortige Zahlung der Steuern fällig ist, wenn es in der Familie einen Zwischenfall gab, eine Trennung oder gesundheitliche Diagnose und man irgendwie gute Miene zum Bösen Spiel machen muss. Oder alleine nur die Kommunikationsprozesse mit Kunden, denn bis der Artikel hier online geht oder sogar nur eine Story auf Instagram veröffentlicht wird ist es ein langer Prozess und E-Mail-Verkehr. Das letzte Wort hat der Kunde, der sein Produkt auf meinen selbst erschaffenen Kanälen platziert und dieser darf berechtigterweise Korrekturen anmerken, weil das mein Beruf ist, mit dem ich Geld verdiene. Jedoch schränkt dies das spontane und authentische Storytelling oft ein und am Ende stehe ich hinter jeder Message, hinter jeder Werbung mit meinem Gesicht und meinem Namen. Wenn ich das Gefühl habe nicht mehr mitreden zu können und das Briefing extrem eng geschnürt oder das eingereichte Material abgelehnt wird, fühle ich mich wie eine Litfasssäule, an die einfach ein neues Plakat geklebt werden soll.
Zugleich kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass ihr auf fifteenminfame.com nur Platzierungen findet, die ich vollkommen vertrete, ausprobiere und euch unbedingt zeigen möchte. Ich versuche so ehrlich zu sein, wie es mir nur möglich ist und eine Geschichte aus meinen Leben zu erzählen, die dem Ganzen Persönlichkeit verleiht. Ich habe immer mehr das Gefühl, dass sich die Werbemaßnahmen und Vorstellungen der Marken noch einmal gewaltig geändert haben. Eigenes Storytelling wird gegen die Ideen der Social Media Abteilung eingetauscht und wir Blogger sind nur noch das Sprachrohr. Absagen erteile ich natürlich auch, was gleichzeitig bedeutet, kein Geld in diesem Moment zu verdienen. Dies ruft als Selbstständige sofort Existenzängste hervor. Hier muss man einfach seinen Weg finden, um sich treu zu bleiben, aber eben auch in dem System zu funktionieren – das dauert.
Am Ende des Tages bin ich eine One-Man-Show und muss mein Business alleine stemmen, denn bis die Einnahmen für Angestellte reichen, ist es ein weiter Weg oder ein hohes Risiko. Viele der großen Influencer haben ihren Partner, ein ganzes Team oder Manager, die ihnen den Rücken stärken. Ich habe unglaublich viel Glück, Familie und Freunde an meiner Seite zu haben, die mich unterstützen oder dem gleichen Job nachgehen und man sich gegenseitig unterstützen kann.
Was für mich bei dem ganzen Prozess oft schwierig ist, ist allen Seiten gerecht zu werden. Die E-Mails sorgfältig abarbeiten, die Deadlines einhalten, dabei kreativ bleiben, die Shootings planen und umsetzen, an den Events teilnehmen, dazu authentischen Content aus dem Alltag teilen, der nahbar ist, mich mit Podcasts, Artikeln, Büchern inspirieren und auf neue Gedanken bringen, Herzensprojekte umsetzen, neue Bildungswege einschlagen, meinem journalistischen Codex treu bleiben, irgendwie noch ein Privatleben führen, welches wirklich nur für mich ist und am Ende des Tages auch abschalten können und nicht die Zahlen für Einnahmen, Ausgaben und das Finanzamt wälzen.
Ich möchte hier nicht jammern, sondern aufzeigen, dass Bloggen einfach ein Job ist und so wenig von dem gezeigt wird, was dahinter steckt. Aber auch das sehe ich als meinen Job. Ihr sollt mit dem Inhalt auf fifteenminfame.com eurem Alltag entfliehen können, euch Inspiration holen und Freude beim Lesen oder Testen empfohlener Produkte empfinden. Doch genau an dem Punkt, wo ich euch vom Alltagstrott befreie, fängt mein Alltag an. Und ich dachte, die ehrlichen Worte zeigen euch vielleicht, dass ich auch nur ein Mensch bin. Hinter all den Artikeln und hoffentlich bereicherndere Worten für euch stecke ICH. Und ICH habe oft ein Chaos im Kopf, Zukunftsängste, eine ewig lange To Do Liste, eine Schreibblockade, verwirrende Emotionen, PMS, Kopfschmerzen, zu wenig Schlaf, eine Familie, die 600km weit weg wohnt, zu ungesunde Nahrung auf dem Teller, ersticke in Selbstmitleid oder habe einen Heulanfall, weil ich wieder nicht alles zu 100% auf die Kette bekommen habe.
Ist es nicht wundervoll, Freunde zu haben, die mich genau für diese Art und Kimyana schätzen und ich dadurch für diese sogar sympathischer wirke? Ich selbst hätte mir diese Gedanken und vor allem den Artikel nie erlaubt und bin dankbar für die offenen Worte meiner Freundin.
Ich finde nicht, dass dich dieser Beitrag weniger professionell wirken lässt. Eher im Gegenteil! Du zeigst den Leuten, dass Blogger/Influencer nun einmal nicht das perfekte Leben leben. Sie sind auch nur Menschen und jeder hat seine Probleme, Zweifel und Ängste. Du teilst deine Gedanken und beweist damit eine Menge Mut. Steh hinter dem was du bist. All diese Dinge lassen dich viel sympathischer aussehen und nicht wie eine blanke Werbetafel. Danke!
Wie menschlich und ehrlich. Bewahre dir das, denn das ist selten.
Ja, Kimy,
genau das macht dich aus. Du bist ein leidenschaftlicher Mensch, der sich selbst und seine Arbeit hinterfragt und sich dabei über die Schulter schauen lässt. Und du gibst dich mit Haut und Haaren hin, wenn du etwas tust, bist ehrlich, kreativ, stark und verletzlich. Und das spiegelt sich in deinem Blog wider. Ich freue mich immer über deine Beiträge.
Love, Lory
Jetzt finde ich dich noch toller und faszinierender, liebe Kimyana. Und ich dachte, da geht nicht noch mehr?