Fotografie.
Diese Bilder wurden von Tonya geschossen. Wir zeigen auf Fotos uns selbst oder andere, wir konzentrieren uns auf fotografierte Produkte oder Kleidung, aber wir setzen uns selten mit der Person hinter der Kamera auseinander. In diesem Interview schauen wir hinter die Kulissen einer weißrussischen Fotografin, die in Deutschland einige Hürden erlebt und uns von sich und ihrer Arbeit erzählt.
Wie ist deine Leidenschaft zur Fotografie entstanden?
Mit ca 16 habe ich angefangen viel zu fotografieren, sowohl Menschen als auch Details. Ab und zu habe ich mir dann eine professionelle Kamera von Freunden ausgeliehen und mich etwas ausprobiert. Mit 19 hatte ich endlich meine eigene Kamera und habe gern die Atmosphäre in der Stadt beobachtet und festgehalten – mich haben immer Momente und Details interessiert, denn sie werden oft außer Acht gelassen, vervollständigen jedoch das Gesamtbild.
Vor 4 Jahren habe ich mit Party-Fotografie angefangen und wurde immer wieder darauf angesprochen, ob ich auch private Event und Poeple Fotografie mache. So hat es sich dann langsam entwickelt und irgendwann habe ich, durch eine mir damals sehr wichtige Person, die Fotoszene näher kennengelernt. Diese Person hat mich in die Modebranche gebracht. Seit ca. 2 Jahren arbeite ich viel mit Mode & Lifestyle Bloggern und fotografiere auf Fashion Weeks.
Tonya war es immer wichtig die Stimmung auf ihren Bildern auszudrücken und wiederzugeben. Es macht keinen Unterschied, ob der Anlass kommerziell ist oder es sich um Mode oder ein Model handelt. Bilder drücken eine Emotion aus und hier kommt es auf die Details- und/oder Momentaufnahme an. Dadurch hat die Fotografin ein Gefühl entwickelt, wann es sich lohnt abzudrücken und welcher Winkel besondere Perspektiven hergibt.
Du kommst ursprünglich aus Wißrussland – Warum hast du dich für ein Leben in Deutschland entschieden?
Ich komme aus Weißrussland/Belarus – das ist seit 27 Jahren ein eigenständiges Land. Es hat sich in meiner Kindheit bereits entwickelt, als ich das gute Leben hier in Deutschland kennenlernen durfte. Der direkte Vergleich veranlasst einen, nach dem besseren Lebensstil zu streben. In Belarus habe ich mit der Zeit das Gefühl gehabt sehr eingeschränkt zu sein – sowohl im persönlichen Sinne als auch auf Bildungsebene – in Deutschland habe ich auch studiert. Mit 19 bin ich allein hierher gezogen und diese Entscheidung habe ich nie bereut. Ich fühle mich hier frei und bin angekommen.
Welche Schwierigkeiten begegnen dir mit deiner Arbeit mit einem Migrationshintergrund?
Es ist extrem viel Papierkram und es gibt viele Regeln, die einen in den Wahnsinn treiben können – ich fühle mich oft eingegrenzt in meinen Möglichkeiten. Beispiel: da ich für Studienzwecke ein Aufenthalt hatte, durfte ich nur eine begrenzte Anzahl an Stunden in der Woche arbeiten, man hat kein Anspruch auf jegliche Sozialleistungen, Wohngeld oder Bafög (erst nach 5 Jahren Aufenthalt, hier war mein Studium schon vorbei). Wir alle müssen Rechnungen zahlen, ich habe jedoch manchmal das Gefühl, aufgrund meiner Herkunft keinen Job zu bekommen. Mein Studium war daher etwas mühsam: Arbeit und Lernen unter einen Hut zu bekommen und sich auf das Wichtige zu konzentrieren ist nicht immer einfach. Ich hätte mir mehr Unterstützung und Hilfestellungen gewünscht.
Auf dem Wohnungsmarkt ging/ geht es mit ähnlich. Es ist schwer eine Wohnung zu finden, da die Vermieter sich lieber für deutsche Bürger entscheiden. Die Behörden lassen auch oft von sich hören und gehen leider häufig davon aus, dass ich nicht weiß, welche Rechte mir zustehen. Zum Glück setzte ich mich damit auseinander, um einen Schritt voraus zu sein.
Ich durfte auch sehr lange meine Selbständigkeit nicht anmelden – das hat mir viele Wege versperrt und meine Entwicklung in der Branche aufgehalten. Jetzt hole ich jedoch auf – leider reicht Fotografie für die Behörden nicht als Aufenthaltsgrund aus.
Aufgrund der guten Sprachkenntnisse, wird Tonya bei einem ersten Kennenlernen als Deutsche wahrgenommen. Die Integration scheint ihr gut zu gelingen und den ein oder anderen stereotypischen Spruch steckt sie weg, wie es wohl jeder tut. Für sich selbst wünscht Tonya sich, dass die Bürokratie nicht immer eine so große Hürde ist. Da sie das Leben in Deutschland sehr schätzt.
In 5 Jahren?
“Meine Pläne und Visionen, die ich für meine 6,5 Jahre Aufenthalt hier hatte, haben sich leider nicht meinen Vorstellungen entsprechend erfüllt – durch diese vielen Einschränkung. Daher plane ich nun weniger weit voraus. Ich glaube, diese Frage kann ich dir am besten nach knapp einem Jahr beantworten, wenn ich hier etwas mehr Fuß gefasst habe. Der Beruf, eine eigene Familie – die üblichen Wünsche, die einen glücklich machen !”
// Bilder von Tonya | Werbung
Wow, welch wunderschöne Bilder. Hier erkennt man Qualität und ich wünsche Tonya viel Erfolg mit der Fotografie. Und dir mit deinem Blog. Wo laufen dir bloß immer diese interessanten Menschen über den Weg? Mehr davon…..ich lese gerne über den oft steinigen Weg anderer Menschen. Oft wird einem ja nur das Schöne/der Luxuxs gezeigt und keiner würdigt den Weg dorthin.
Autor
Liebe Tamina,
viiiielen Dank für diesen tollen Kommentar – ein wahnsinniges Feedback für mich und die Fotografin! Das ist so wahr und dabei ist kein Weg wirklich einfach oder fällt vom Himmel, umso schöner, dass auch dich die Geschichten dahinter interessieren.
Liebst
Kim