GROßE ENTTÄUSCHUNG AUF DER FASHIONWEEK IN LONDON

Konstruktive Kritik in der Modebranche ist irgendwie verloren gegangen. Es gibt entweder die Positivität, die „Likes“ und den Zuspruch oder den „Hate“ und die „Shitstorms“. Eine kritische Äußerung wird in der heutigen Gesellschaft als Hass interpretiert, da alle völlig verweichlicht und selbstsüchtig nur die Bestätigung suchen. Ich habe Kritik an einem Designer auszusprechen, dessen Wesen mich in London enttäuscht hat. 

MODESCHÖPFER UND IHRE “ATTITUDE”

Wie ihr wisst, suche ich immer nach dem Sinn hinter einer Kollektion, nach der Geschichte und der Entstehung. Hier gehört es natürlich dazu, sich mit dem Designer/der Designerin auseinanderzusetzen. Nicht oft hat man die Gelegenheit dazu, denn auf Runway Shows kommen die Modeschöpfer nach der Show nur kurz auf die Bühne, heben dankend die Hand und verschwinden gleich wieder. 

Mercedes Benz hat in London mehr Platz für Zugang und Gespräche geboten. Zum 10ten Anniversary der Fashion Talents durften junge Designer eine kleine Ecke im Raum für ihre Kollektion und ihr Statement nutzen. Diese Designer werden von Mercedes gesponsert und bei ihrem Werdegang unterstützt. Die große Automarke bietet einen Schauplatz und unterstützt junge Talente beim Wachsen. 

Aber viel spannender war, dass eben auch die Schöpfer selbst vor Ort waren und zum Austausch bereit standen – sollte man zumindest meinen. Denn nicht nur Influencer übertreiben ihre Rolle, sondern auch Designer. Dieser Satz gilt natürlich nicht im Allgemeinen, jedoch bestätigen Ausnahmen schließlich die Regel. 

WIR FALLEN DURCHS RASTER

Ich befinde mich also in einem Raum im Sunset House, in dem es um Austausch, Support und das Miteinander geht. Um mich herum lauter Schaufensterpuppen, die die Mode und Ideen der jungen Talente präsentieren. Hin und wieder stellte sich mir die Frage: „Ist das Kunst oder kann das weg?“ Aber dann kam es zu einer Begegnung, die mich sehr nachdenklich machte. 

Euphorisch entdeckten Caro und ich William Fan, der in Berlin gerade einen Shop aufgemacht hat und in der Modeszene einen sogenannten Hype erfährt. Wir hatten natürlich sofort Interesse, mit Ihm ins Gespräch zu kommen und das klappte anfänglich auch. Zumindest die ersten 30sec, denn dann vermittelte er uns eindeutig das Gefühl, dass wir seine Zeit verschwenden. 

Erkennen konnte man dies an sehr einfachen Zeichen, denn er schaute beim Reden an uns vorbei, sein Blick schweifte abschätzig von oben nach unten und machte deutlich, dass wir seiner Interpretation von Mode nicht entsprachen. Seine Antworten auf die Fragen, was ihn inspiriere und was sein USP in den Kollektionen sei, fielen eher dürftig aus. 

Die Situation wurde immer unangenehmer, zumindest waren Caro und ich etwas ratlos. Denn eigentlich hatten wir ernsthaftes Interesse an seiner Persönlichkeit und der Kollektion. Er schaffte es jedoch, uns innerhalb von wenigen Minuten mit Blicken, Worten und seiner Haltung erkennen zu geben, dass er uns abgescannt hatte und wir durchs Raster gefallen waren. Ich erhebe gewiss nicht den Anspruch, als „very important person“ wahrgenommen zu werden, aber ist es verwerflich, Menschlichkeit zu erwarten, wenn man ehrliches Interesse zeigt?

WAHRNEHMEN UND ABHAKEN

In Berlin habe ich zum Beispiel immer mal wieder Kontakt zu Dawid Tomaszewski. Wer mich schon länger verfolgt, kennt den Namen auf jeden Fall. Und hier wird man stets herzlich begrüßt, man hat nie das Gefühl, schlechter als andere zu sein, man wird erkannt, eingeladen und für einen kleinen Austausch ist immer Zeit. Eine Menschlichkeit, die sich für mich am Ende auch auf die Kleidung und Kollektion überträgt.

William Fans Kleidung dagegen hat für mich nach dieser Begegnung an Persönlichkeit verloren, denn alles, was er uns mitteilte, war, dass seine unisex Teile einen weiblichen Touch hätten. Eine Aussage, die jedoch mit wenig Leben gefüllt war. Als ich fragte, was sein Merkmal sei bei jeder Kollektion, meinte er, es sei die Geschichte dahinter. Hier wurde ich hellhörig, denn genau das interessiert mich an der Mode.

Leider ging er auf unser authentisches Interesse nicht ein und erzählte uns so gar nichts von dieser Geschichte dahinter. Meistens sind Designer auf Präsentationen immer voller Stolz und zeigen einem die Materialien und erzählen mehr zur Produktion – das haben wir hier vermisst. Somit konnte ich sein Statement nur als stereotype Antwort entgegennehmen, denn eine inspirierende Geschichte blieb für mich bei dieser Begegnung wirklich aus.

Die Vorurteile gegenüber der Branche werden durch so ein Erlebnis natürlich bestätigt. Was uns aber nicht daran hindern wird, immer wieder das Gespräch mit Modeschöpfern zu suchen, dafür ist die Kreativität dieser Menschen viel zu beeindruckend.

Ich wollte euch mit diesem Artikel auch von Erfahrungen berichten, die einen negativen Beigeschmack haben. Genauso möchte ich mit diesem Artikel sagen, dass ihr nie aufhören sollt, interessiert zu bleiben, Fragen zu stellen und Mut zu zeigen. Wir haben unsere Betroffenheit durchaus wahrgenommen in diesem Moment und uns dann anderen Dingen zugewandt.

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2 Kommentare

  1. Tamina
    21/02/2019 / 19:41

    Toll, wie du deine Artikel schreibst. Du bleibst immer sachlich und nennst trotzdem alles beim Namen ohne zu werten. Letzendlich ziehst du aus allem etwas Positives.
    Behalte deinen Mut, stelle Fragen und lass uns weiterhin teilhaben. Ich will mehr davon:)

    • Kim
      Autor
      25/02/2019 / 22:22

      Liebe Tamina,

      vielen Dank für deine ehrlichen Worte! Du hast das sehr gut beobachtet, es ist nicht leicht Kritik zu äußern ohne die Person zu degradieren – ich möchte nur auch solche Begegnungen teilen, da sie dazu gehören, vor allem zu der Branche!

      Danke Dir!
      xx Kim

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