Berlin, 31.08.2019 – Ich sitze im Old Smithy´s Dizzie, eine Eventlocation in Friedrichshain in Berlin. Wir sind eine kleine Runde an ausgewählten Bloggern und Influencern und schon sehr gespannt, was der Tag heute für Inspiration und Überraschungen bereit hält. Wir wurden nämlich eingeladen, um die Kunst des Schreibens auf kreative Weise neu zu entdecken. Ich werde euch auf die wortreiche Reise mitnehmen, damit ihr selbst lernt, Schreibblockaden zu überwinden, einfach mal loszulassen und auf Papier zu bringen, was im Kopf umher schwirrt. Florian Cieslik, Lyriker und Poetry-Slammer, wird uns an die Hand nehmen und Methoden mit uns praktizieren. Wir werden auf einen Slamtext zum Thema Vielfalt hinarbeiten, den ich am Ende der Gruppe vortragen darf und euch hier abtippen werde.
Vielfalt steht auch für den irischen Spirit und Humor. Passend ermöglicht uns heute der irische Whiskey diese intime und spannende Schreibwerkstatt. Seit 1829 ist der irische Whiskey Tullamore D.E.W. für seinen unverwechselbaren milden Charakter bekannt.
Was ist eigentlich Poetry-Slam?
Ob wir sie selbst auf Papier schreiben, vortragen oder von anderen lesen und hören, Worte haben eine starke Wirkung. Darum geht es auch beim Poetry-Slam, mit den Wörtern und Texten soll bei den Zuhörern etwas bewegt werden. Selbstgeschriebene Texte, moderne Reime, tiefsinnige Lyrik, intelligenter Witz, charmante Kritik, herzergreifende Geschichten und ein Comedy-Touch machen einen guten Text aus. Dieser wird auf der Bühne mit einem gewissen Klang, viel Emotion und einem RapCharakter vorgetragen. Eigentlich ist alles denkbar, doch diese Regeln gibt es:
- Die Texte müssen selbst geschrieben sein.
- Es gibt ein festes Zeitlimit (meist fünf oder sechs Minuten).
- Es dürfen keinerlei Requisiten oder Verkleidungen verwendet werden.
- Respect the poets!
Die letzte Regel richtet sich an das Publikum, welches dem Slammer natürlich mit dem nötigen Respekt begegnen soll. Es kostet nämlich viel Mut, seinen ganz persönlichen Text auf der Bühne vorzutragen und auf eine gewisse Weise tief in seine Seele blicken zu lassen.
Auch ich sollte gleich diese Erfahrung machen und meinen kleinen Zwischentext den anderen vortragen. Wir haben zur Vorbereitung gerade ein paar Gruppenübungen zum Auflockern hinter uns. Eine heißt zum Beispiel „Assoziationsketten“ – man steht im Kreis und eine Person sagt ein Wort, welches aus zwei Substantiven besteht, die nächste Person muss aus dem zweiten Nomen dann ein weiteres Wort bilden, so geht es: Geldbeutel, Beuteltasche, Taschenuhr, Uhrzeit, Zeitdruck, Druck….
Schreibübungen zum freien Texten
- Show, don´t tell: Mit Worten Emotionen vermitteln (verliebt, wütend…)
- Blinde Person führen und beschreiben, was sie nicht sehen kann
- Text ohne Verben schreiben
- Übertreiben ist Pflicht. Superlativ und maßlos übertreiben.
Ich habe mich für Nummer 2 entschieden und meinen Text der Gruppe vorgetragen. Ich war erstaunlich nervös, kam ins Stocken und außer Atem. Die kurze Zeit, die Emotionen, die in einen Text gesteckt werden und sich dann den Blicken und der Bewertung des Publikums zu stellen, kostet auf jeden Fall Mut.
Schreibübungen zum thematischen Texten
Wie gefällt euch der freie Text? Ich würde mich natürlich sehr über Feedback freuen. Eine kleine Pause zum Essen, Verschnaufen und Whiskey testen, bringt uns wieder zu neuen Kräften und den finalen Zügen des lyrischen Samstags.
Wir brainstormen zum Thema „Vielfalt“ und machen uns Stichpunkte, was einen Text erst gut macht. Dann sollen wir die Übung „Non Stop schreiben“ ausführen, was bedeutet, auf Zeit zum Thema Vielfalt die Gedanken zu Papier zu bringen.
Die nächste Methode nennt sich „Achtfingergedicht“ und legt wert darauf, dass ein Satz nur aus acht Silben besteht und dann in den nächsten achtsilbigen Satz übergegangen wird. Auch hier sollte es dieses Mal um „Vielfalt“ gehen.
Auf einer dieser zwei Methoden soll der letzte Text basieren und all das Wissen und die Leichtigkeit des Tages darf mit in den Text einfließen. Ich habe mich etwas schwer getan, mich auf eine der beiden Varianten festzulegen. Ich habe einfach angefangen zu schreiben und darauf geachtet, dass die Sätze nicht so lang werden. Meine lieben Leser, hier ist mein erster kleiner, aber feiner Slam zum Thema Vielfalt:
Auch hier würde mich natürlich wieder brennend eure Meinung interessieren. Der Tag war unglaublich aufregend und wir sitzen nun alle etwas platt vom Denken an unseren Plätzen. Der Mut, die Emotionen beim Schreiben, aus sich heraus zu treten in den Übungen, sich an Methoden und Vorgaben zu halten, fühlt sich alles wie ein langer Tag an der Uni an oder wie nach einem sportlichen Workout, nur auf geistiger Ebene. Für mich ein unglaublich positives Gefühl.
Individuelles Lesen & Ende
Die Goodiebag enthält einen Tullamore D.E.W. Whiskey und für jede/n Teilnehmer/in ein individuell ausgesuchtes Buch zu einer irischen Geschichte. Für mich wurde „Die Asche meiner Mutter“ von Fran McCourt ausgewählt und ich bin gespannt auf die Geschichte, Worte und Emotionen.
Ich hoffe die Einblicke, Übungen und Methoden motivieren euch zum Schreiben und helfen bei Blockaden weiter. Was ich heute gelernt habe ist, dass man beim Schreiben Kind sein darf: albern, locker, ohne Angst und mit großer Neugier.
Bildcredit zum Event / Behind the Scenes: Offenblende